Was passiert eigentlich, wenn junge, „digital-affine“ Azubis auf „analoge“ Unternehmen treffen? Liegt hier nicht Potential, das sich zu heben lohnt? Das war Thema unserer dritten Zukunftswerkstatt unter dem Motto „jung – engagiert – digital. Wie Azubis Unternehmen (digital) voranbringen können“.
Wie sich Digitalisierung auf Unternehmen auswirkt
Die Digitalisierung macht sich an vielen Stellen in Unternehmen bemerkbar, Arbeitsprozesse verändern sich oder entstehen komplett neu. Marketing ist „Online-Marketing“, der Lieferschein wird digital und die Kommunikation mit den Mitarbeitenden im Außendient läuft über eine App.
Diese Neuerungen werden durch den technischen Fortschritt ermöglicht und durch die Kommunikation und Interaktion mit Geschäftspartnern oder Kunden an die Unternehmen herangetragen: Der Geschäftspartner will den gesamten Bestellprozess jetzt online abbilden und die Kundin erwartet individuelle Anpassungen für das Produkt, sonst sucht sie online nach Alternativen. Aber auch die Mitarbeitenden bringen neue Wünsche und Ideen ein: Sie wollen mobil oder im Homeoffice arbeiten, sie ärgern sich über Zettelwirtschaft oder wollen lieber per Messenger-App kommunizieren.
Die Rolle der Auszubildenden
Mit diesen Überlegungen zu den Auswirkungen der Digitalisierung führte das UPGRADE-Projektteam in die Thematik ein. Doch welche Rolle spielen Azubis in diesen Überlegungen?
Azubis können als Mitarbeitende angesehen werden, die besonders gut frische Ideen und viel Offenheit für Neues ins Unternehmen einbringen können. Diese „digital Natives“, die heute fast alle schon in jungen Jahren ein Smartphone besitzen und sich selbst eine besonders hohe „Internetkompetenz“ zuschreiben, sind mit dem Internet und einer digitalisierten Lebenswelt aufgewachsen.
Die Digiscouts® zeigen wie es klappen kann
Doch wie kann man diese Kompetenzen und die Offenheit gewinnbringend für das eigene Unternehmen nutzen? Wie kann die Einbindung der Auszubildenden in Digitalisierungsprozesse gelingen? Und worauf muss man dabei besonders achten?
Bruno Pusch vom RKW Kompetenzzentrum teilte seine Erfahrungen aus dem Projekt Digiscouts®. Das Projekt basiert auf der Frage, warum wird das Interesse der Jugendlichen an Digitalisierung nicht genutzt, um die duale Ausbildung im Betrieb attraktiver zu gestalten und zugleich für das Unternehmen Nutzen zu generieren. Im Projekt Digiscouts® wird daher die Idee verfolgt, dass Azubis kleinere Digitalisierungsprojekte in ihren Ausbildungsbetrieben durchführen. Dabei gelten folgende Regeln: Durch die Projekte muss immer die Digitalisierung in den Unternehmen konkret vorangetrieben werden und die Projekte müssen von den Azubis – den Digiscouts – selbst angestoßen und umgesetzt werden.
Die Unternehmen profitieren gleich mehrfach: Neue, digitale Prozesse vereinfachen die Arbeit, die Azubis bauen zusätzliche digitale und soziale Kompetenzen auf und das Unternehmen steigert seine Attraktivität als ausbildendes Unternehmen.
Anleitung, selbstständiges Arbeiten und Erfolgserlebnisse
Mit diesem Ansatz haben wir gute Erfahrungen gemacht, so Bruno Pusch. Zu Beginn werden die Azubis zwar bei der Zielsetzung und Projektplanung unterstützt: „Einmal angestoßen laufen die Projekte in der Regel aber gut und werden durch die Azubis selbstständig durchgeführt“.
Was ist entscheidend für den Erfolg? Selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten an konkreten Projekten und Prozessen, so dass Erfolge selbst erlebt werden können, sowie Handlungs- und Gestaltungsspielraum in der Umsetzung sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Dann können Azubis ihre Digitalkompetenz gewinnbringend einbringen.
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Weitere Informationen zu den Digiscouts finden Sie unter www.digiscouts.de
Praxisbeispiele können Sie sich im Digiscouts-Youtube-Kanal ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=2Fp3r-qikqM
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Die Zukunftswerkstatt fand am 11. November 2021 digital statt. Eingebettet in die Digitale Woche Dortmund (diwodo.de) war sie für alle interessierten offen.